Wie wichtig wir Nachhaltigkeit finden und dass wir bereits eine Menge dafür tun, ist wohl mittlerweile bekannt.
Doch, wie stehen eigentlich unsere Kunden dazu? Wie gehen Sie mit dem Thema nachhaltige Verpackungen um? Wo drückt der Schuh & was sind Ihre größten Hürden?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir uns den Kopf unseres Vertriebs geschnappt.
Wenn einer die Sorgen & Wünsche unserer Kunden kennt, dann unser Vertriebsleiter Timur.
Also Timur, erzähl doch mal …
Welche Herausforderungen sehen unsere Kunden in Bezug auf die Implementierung von nachhaltiger Verpackungen?
Kosten:
Nachhaltige Verpackungen sind i.d.R kostenintensiver als herkömmliche Verbunde. Herkömmliche Materialien werden in großen Mengen hergestellt, eingekauft und verarbeitet. Dadurch zieht sich der günstigere Preis vom Materialeinkauf bis hin zur Produktion und der Verarbeitung, da auch die (alten) Fertigungsanlagen auf diese optimiert und ausgelegt sind. Mit der fortschreitenden Marktdurchdringung nachhaltiger Materialien, werden sich die Preise nach unten bewegen.
Qualifizierung und Umstellung:
Neuqualifizierungen sind für unsere Kund:innen immer mit Mehraufwand und Kosten verbunden. Zudem muss auch oft die Infrastruktur wie der Produktions-, u. Verpackungsprozess angepasst und die Kompatibilität zwischen neuer Verpackung und Füllgut berücksichtigt werden.
Change-Management:
Oft ist ein Wechsel aufgrund bestehender Qualitätsänderungsvereinbarungen und Spezifikationen sehr aufwendig und in vielen Fällen nur sehr schwer möglich.
Performance:
Nachhaltige Verpackungslösungen müssen die gleiche Funktionalität und den gleichen Produktschutz (Barriere, Durchstoßfestigkeit, Knickbruch, Belastbarkeit) bieten wie herkömmliche Verpackungen. Die meisten auf dem Markt befindlichen Anlagen sind zudem ausgelegt auf Standardverbunde, sodass diese oftmals einen geringeren Output realisieren können (bspw. Siegelzeit, Siegeltemperatur).
Endkunden:
Endkunden reagieren auf Veränderungen oft ablehnend kritisch. Es ist immer mit erhöhter Beratung und Kommunikation in Richtung Endverbraucher zu rechnen.
Wo siehst du die Herausforderung bei der Ablöse unserer konventionellen Materialien (Alu-Verbund)?
- Bestehende Change-Management Vereinbarungen
- Performance wie Barriere, Belastbarkeit und Haptik
- Langwierige Validierungsphasen
- Branchenbedingt: Medizin und Industrie sehen noch wenig die Notwendigkeit von nachhaltigen Verpackungen wie im Vergleich zur Food Branche als ein Beispiel zu nennen
- Höhere Kostenstruktur die unsere Kunden nicht gänzlich auf die Endverbraucher umlegen können
Würden sich unsere Kunden eher biologisch abbaubare oder recyclebare Verpackungslösungen wünschen?
Wenn es eine wirtschaftliche, sinnvolle und monetär interessante Möglichkeit gäbe, wären unsere Kund:innen im Team „biologisch abbaubar“.
Da eine industrielle Kompostierung noch nicht wirklich wirtschaftlich realistisch ist und auch nicht durchgeführt wird. Hoch recyclebare Verpackungen sind eine gute Alternative.
Welche Gründe bewegen unsere Kunden, auf nachhaltige Verpackungen umzustellen?
- Der Nachhaltigkeits-, und Umweltschutz Gedanke (Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung, Klimaschutz, der vernünftig denkende Mensch eben)
- Die Anforderungen und der Wunsch der Endverbraucher
- Das deutsche Verpackungsgesetz
Gibt es bestimmte Produktkategorien oder Verpackungsarten, bei denen die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen besonders herausfordernd ist?
Durchaus. Produkte im Bereich Medizin und Pharma sind für unsere Kund:innen besonders herausfordernd. Zum einen ist der hohe Validierungsaufwand und die damit verbundenen Kosten und zum Anderen die Performance des nachhaltigen Materials, die oft nicht mit einem PET/ALU/PE Verbund mithalten kann.
Dieser Verbund gilt als die „Eierlegendewollmilchsau“, da es ein hohes Verarbeitungsfenster bietet, viele Produktions- und Verarbeitungsfehler wie Siegeltemperatur, Siegelzeit und Siegeldruck verzeiht und die im Markt befindlichen Anlagen auf diesen Verbund ausgelegt sind.
Welche Rolle spielt Kommunikation hinsichtlich nachhaltige Verpackungen gegenüber unseren Kunden? Gibt es hier noch viel Aufklärungsbedarf oder sind die Kunden bereits im Vorfeld sehr gut über dieses Thema informiert?
Es besteht ein hoher Kommunikations-, und Beratungsaufwand gegenüber unseren Kund:innen. Oft ist es so, dass unsere Kund:innen sensibel und verständlich auf die Wichtigkeit von nachhaltigen Verpackungen reagieren und dafür auch ein sehr gutes Bewusstsein haben, jedoch bestehen immer noch Fehlinformationen und ein Irrglaube hinsichtlich der tatsächlichen Nachhaltigkeit.
Somit lässt man sich oft durch die Optik der Verpackung täuschen.
Dadurch kommt es immer wieder dazu, dass Kund:innen bewusst zu einem nicht recyclebaren Papier/PE Verbund greifen, da er äußerlich aus Papier besteht. Oft werden wir auch mit der Aussage konfrontiert „Unsere Endkund:innen kaufen das halt lieber“, da es nachhaltig aussieht (im Vergleich zu einem reinen PE oder PP Verbund). Das ist bedauerlich, jedoch bestärkt es uns in unserer Aufgabe, weiterhin Aufklärungsarbeit im Sinne des Umweltschutzes zu leisten und nicht green washing zu betreiben.
Wie groß schätzt du die Rolle der Regierung und möglicherweise neuer Vorschriften ein, zur Förderung von nachhaltigen Verpackungen?
Die Rolle und den Einfluss von Regierungen schätze ich anhand neuer oder angepasster Vorschriften und Gesetze als sehr groß ein. Allein durch das am 01.01.2019 neu in Kraft getretene Verpackungsgesetz, dass die bis dahin geltende Verpackungsverordnung abgelöst hat, wird der Einsatz von umweltfreundlicher Verpackung gefordert und gefördert.
Bei dem neuen VerpackG werden Mindeststandards für recycelbare oder biologisch abbaubare Verpackungen bestimmt, die Einführung von Abgaben oder Steuern auf nicht nachhaltige Verpackungsmaterialien festgelegt und somit Anreize für Unternehmen zur Umstellung auf umweltfreundliche Verpackungen geschaffen.
Darüber hinaus werden ggf. Forschungen und Entwicklungen auf dem Gebiet nachhaltige Verpackungen bzw. Materialien durch die Regierung unterstützt.
Welche 3 Ratschläge hast du für Unternehmen parat, die ebenfalls eine Umstellung auf nachhaltige Verpackungen in Erwägung ziehen?
1 – IST-ZUSTAND BESTIMMEN
- wie ist der genaue Verpackungseinsatz und welche Mengen sind im Umlauf
- welche Anforderungen bestehen und müssen erfüllt werden
- wie nachhaltig ist die aktuelle Verpackung
- wie nachhaltig möchte/muss ich werden
- Bereiche definieren und priorisieren mit denen man starten möchte
2 – RICHTIGE AUSWAHL TREFFEN
- welche der nachhaltigen Lösungen ist die sinnvollste Verpackungsvariante für das
- eigene Unternehmen und die Umwelt (abbaubar oder recyclebar?), auch in
- Bezug auf die zu erfüllenden Anforderungen
- aus welchem Grundmaterial soll oder muss die Verpackung bestehen
- sind wiederverwendbare Lösungen realisierbar?
3 – MARKETING
- Früh genug das neue Material bewerben und Endkunden über eine Anstehende
- Nachhaltige Veränderung und deren Vorteile, Gründe und Auswirkungen aufklären. Dadurch das Image und die Neukundengewinnung steigern.
- Nach Einführung des neuen Materials Kundenumfragen starten um dadurch das
- Thema aktuell zu halten und auf das Feedback entsprechend zu reagieren.
Das sind sie also, die Hürden und Sorgen der Kunden. Umso wichtiger ist es, die Kunden bei einer Umstellung an die Hand zu nehmen und bestmöglich zu beraten und begleiten.
Und genau dafür brennen wir & geben unser Bestes.
Im Sinne des Kunden & der Nachhaltigkeit. 💚
Ganz herzlichen Dank, Timur, dass du uns durch die Kundenbrille hast blicken lassen.